Lernzeit statt Hausaufgaben

Wir haben uns an der Pestalozzischule entschieden, in den Jahrgängen 1 bis 3 auf Hausaufgaben im klassischen Sinne zu verzichten und stattdessen Lernzeiten einzuführen.

Hausaufgaben, die ja wie der Name sagt, vor allem zuhause erledigt werden sollen, sind von der Grundidee dafür da, Gelerntes zu festigen und zu üben. Wir stellen aber in den letzten Jahren fest, dass im Umfeld unserer Schule ein großes Ungleichgewicht bezüglich der sinnvollen Umsetzung der Hausaufgaben besteht.

Kinder, die die OGS besuchen, erledigen die Hausaufgaben hier im System Schule während der Hausaufgabenzeit und können zumindest bei einzelnen Fragestellungen Hilfe in Anspruch nehmen. Kinder, die ihre Hausaufgaben zuhause erledigen und Fragen zur Umsetzung oder zum Inhalt haben, haben nicht immer diese Möglichkeit und das empfinden wir als Nachteil. Außerdem sind wir der Ansicht, dass die von den Kindern während ihrer Hausaufgaben erledigte Arbeit gewürdigt und nachbearbeitet werden muss. Dafür fehlt aber immer wieder die Zeit im Unterricht, so dass Probleme nicht immer zielgerichtet nachbearbeitet werden können und wenig Raum für entstandene Fragen bleibt.
Auch in der wissenschaftlichen Diskussion wird seit Jahren festgestellt, dass der Lerneffekt von Hausaufgaben als sehr gering einzuschätzen ist.

Nicht zuletzt bekommen wir mit, dass Hausaufgaben das Familiensystem immer wieder belasten und durch diese in der Beziehung zwischen Eltern und Kind massive Störungen auftreten. Das gilt es aus unserer Sicht zu verhindern, da eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern grundlegend für die Entwicklung der Kinder ist. Wenn die Kinder nach diesem Konzept nach hause kommen, sind keine Aufgaben mehr zu erledigen. Allein das Üben für Klassenarbeiten und gemeinsames Lesen bleiben „in Elternhand“.

Aus diesen Gründen haben wir uns auf den Weg gemacht und ein Lernzeitkonzept entwickelt, was ab Sommer 2025 in der Pestalozzischule zur Umsetzung kommen soll.

Jede Klasse hat 3 zusätzliche Stunden im Stundenplan – die Lernzeiten. Diese Stunden dauern jeweils 45 Minuten und werden, wie es organisatorisch möglich ist, in den Plan fest eingebaut. Dadurch erhöht sich die wöchentliche Schulzeit um 3 Stunden.
Die Lernzeiten sollen nach Möglichkeit durch 2 Kräfte betreut werden. Dabei ist immer mindestens eine Lehrkraft und darüber hinaus eine Kraft aus dem Bereich der OGS eingesetzt.

Jede Lernzeit gliedert sich in 3 Phasen:

Einstieg

Arbeitsphase

Reflexion

    In der Einstiegsphase wird gemeinsam in der Gruppe gearbeitet. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Lernspiele, Übungen zum Hör- und Leseverstehen sowie vertiefende Wiederholungen von Lerninhalten unter Verwendung verschiedener Materialien und Methoden.

    Zum Ende der Einstiegsphase wird geklärt, an welcher Aufgabe die Kinder in der Arbeitsphase arbeiten und welche Methoden und Sozialformen genutzt werden. Im Jg. 1 stehen hier vor allem Dinge wie Konzentration und Anstrengungsbereitschaft, Durchhaltevermögen und andere Vorläuferfähigkeiten im Fokus. In den Jg. 2 und 3 wird hier zunehmend auch fachlich gearbeitet und im Sinne einer freien Auswahl Arbeitsmaterialien für die Fachbereiche Deutsch und Mathematik zur Verfügung gestellt (Lerntheke). Durch die freie Auswahl der Medien, Methoden und Sozialformen wird das eigenverantwortliche und selbstbestimmte Lernen der Kinder ebenso gefördert wie das soziale Miteinander der Schülerinnen und Schüler.
    Am Ende soll es immer eine Reflexionsphase geben, in der die Kinder zunehmend differenziert, ihr Arbeitsverhalten und ihren Lernerfolg in Abhängigkeit des gesetzten Lernziels beurteilen und Schlussfolgerungen für ihre weitere Arbeit ziehen.

    Da in der Lernzeit im Regelfall 2 Kräfte vor Ort sind, besteht die Möglichkeit, hier auch noch einmal Hürden im Lernprozess einzelner Kinder zu bearbeiten und eine zielgerichtete Unterstützung zu geben.
    In der Lernzeit steht nicht nur die fachliche Arbeit im Vordergrund, sondern auch das Kennenlernen und Ausprobieren verschiedener Lernmethoden spielt eine wichtige Rolle. Dadurch entwickeln die Kinder ein besseres Verständnis für ihre eigenen Lernprozesse und gestalten ihr Lernen zunehmend selbstbestimmt und eigenverantwortlich – ein Gewinn, der ihnen im Schulalltag nachhaltig zugutekommt. Im Jahrgang 4 wird aus organisatorischen Gründen und zusätzlich auch aus pädagogischen Überlegungen keine Lernzeit angeboten. Im Hinblick auf die Sekundarstufe 1 sollen die Kinder hier mit dem Konzept „Hausaufgabe“ vertraut werden, da ihnen das zumeist an der weiterführenden Schule auch begegnen wird. Die Erfahrungen bzgl. der Organisation ihrer eigenen Arbeit aus den Jahrgängen 1-3 können hier wichtige Grundlage sein.

    Hier finden Sie noch einmal alles zur Lernzeit in einer kurzen Übersicht